Zündspule
Hier finden Sie nützliches Grundlagenwissen und wichtige Tipps rund um das Thema Zündspulen in Fahrzeugen.
Wichtiger Sicherheitshinweis
Die nachfolgenden technischen Informationen und Tipps für die Praxis wurden von HELLA erstellt, um Kfz-Werkstätten in ihrer Arbeit professionell zu unterstützen. Die hier auf dieser Webseite bereitgestellten Informationen sollen nur von einschlägig ausgebildetem Fachpersonal genutzt werden.
Der Aufbau einer konventionellen Zündspule ähnelt im Wesentlichen dem eines Transformators. Die Aufgabe der Zündspule ist es, aus einer niedrigen Spannung eine Hochspannung zu induzieren. Die wesentlichen Bestandteile sind, neben einem Eisenkern, die Primärwicklung, die Sekundärwicklung und die elektrischen Anschlüsse.
Der lamellierte Eisenkern hat die Aufgabe, das Magnetfeld zu verstärken. Um diesen Eisenkern ist eine dünne Sekundärwicklung gelegt. Sie besteht aus einem ca. 0,05–0,1 mm stark isoliertem Kupferdraht mit bis zu 50.000 Wicklungen. Die Primärwicklung besteht aus einem lackierten ca. 0,6–0,9 mm starkem Kupferdraht und ist über die Sekundärwicklung gewickelt. Der Ohmsche Widerstand der Spule beträgt primärseitig ca. 0,2–3,0 Ω und sekundärseitig ca. 5–20 kΩ. Das Windungsverhältnis von Primär- zu Sekundärwicklung beträgt 1:100. Der technische Aufbau kann je nach Verwendungsbereich der Zündspule variieren. Die elektrischen Anschlüsse werden bei einer konventionellen Zylinderzündspule mit Klemme 15 (Spannungsversorgung), Klemme 1 (Zündunterbrecher) und Klemme 4 (Hochspannungsanschluss) bezeichnet.
Die Primärwicklung ist mit der Sekundärwicklung über einen gemeinsamen Wicklungsanschluss mit der Klemme 1 verbunden. Diese gemeinsame Verbindung wird als „Sparschaltung“ bezeichnet und wird genutzt, um die Herstellung der Spule zu vereinfachen. Der durch die Primärwicklung fließende Primärstrom wird über den Zündunterbrecher ein- oder ausgeschaltet. Die Höhe des Stroms wird durch den Widerstand der Spule und durch die angelegte Spannung an Klemme 15 bestimmt. Die durch den Unterbrecher verursachte sehr schnelle Stromrichtung verändert das Magnetfeld in der Spule und induziert einen Spannungsimpuls, der durch die Sekundärwicklung zu einem Hochspannungsimpuls transformiert wird. Dieser gelangt durch das Zündkabel zur Funkenstrecke einer Zündkerze, um in einem Ottomotor das Kraftstoff-Luftgemisch zu zünden.
Die Höhe der induzierten Hochspannung ist abhängig von der Geschwindigkeit der Magnetfeldänderung, der Windungszahl der Sekundärspule und der Stärke des Magnetfeldes. Die Öffnungsinduktionsspannung der Primärwicklung beträgt zwischen 300 und 400 Volt. Die Hochspannung der Sekundärspule kann je nach Zündspule bis zu 40 KV betragen.
Diese Zylinderzündspulen werden bei Fahrzeugen mit Zündverteiler in kontaktgesteuerten oder transistorgesteuerten Zündanlagen verwendet. Der dreipolige elektrische Anschluss entspricht dem einer konventionellen Zündspule.
Der Primärstromkreis erhält über Klemme 15 die Spannungsversorgung. An Klemme 1 der Zündspule wird der Zündunterbrecher angeschlossen und versorgt die Primärwicklung mit Masse. Die Hochspannungsleitung des Zündverteilers wird an Klemme 4 angeschlossen. Während bei älteren Fahrzeugen noch konventionelle Zündspulen zum Einsatz kommen, verwendet man heutzutage bei Fahrzeugen mit Transistorzündung Zündspulen mit integrierten Schaltgeräten.
Doppelfunkenspulen werden bei Zündanlagen mit ruhender Hochspannungsverteilung eingebaut. Diese Zündspulen verwendet man bei Motoren mit gerader Zylinderzahl.
Die Primärwicklung und die Sekundärwicklung der Doppelfunkenspule besitzen jeweils zwei Anschlüsse.
Die Primärwicklung ist an Klemme 15 mit der Spannungsversorgung (Plus) und an Klemme 1 (Masse) mit der Endstufe des Zündschalt- oder Steuergerätes verbunden. Die Sekundärwicklung ist mit den Ausgängen (4 und 4a) an den Zündkerzen angeschlossen.
Bei diesen Systemen werden jeweils zwei Zündkerzen von einer Zündspule mit Hochspannung versorgt. Da die Zündspule zwei Funken gleichzeitig erzeugt, muss sich eine Zündkerze im Arbeitstakt des Zylinders und die andere um 360° versetzt im Ausstoßtakt befinden.
Bei einem Vierzylindermotor sind zum Beispiel die Zylinder 1 und 4, sowie Zylinder 2 und 3 jeweils an eine Zündspule angeschlossen. Angesteuert werden die Zündspulen von den Zündungsendstufen im Steuergerät. Dieses erhält von dem Kurbelwellensensor das OT-Signal, um mit der Ansteuerung der richtigen Zündspule zu beginnen.
Vierfunken-Zündspulen ersetzen zwei Doppelfunkenspulen bei Vierzylindermotoren. Diese Spulen besitzen zwei Primärwicklungen, die jeweils von einer Endstufe des Steuergerätes angesteuert werden. Die Sekundärwicklung ist nur einmal vorhanden. An ihren Ausgängen sind jeweils zwei Anschlüsse für die Zündkerzen, die über Diodenkaskaden entgegengesetzt geschaltet sind.
Bei Systemen mit Einzelfunken-Zündspulen ist jedem Zylinder eine Zündspule mit Primär- und Sekundärwicklung zugeordnet. Diese Zündspulen sind in der Regel direkt am Zylinderkopf über der Zündkerze eingebaut.
Auch diese Spulen sind mit der Primärwicklung an Klemme 15 (Spannungsversorgung Plus) und an Klemme 1 (Masse) mit dem Steuergerät verbunden. Die Sekundärwicklung ist mit dem Ausgang der Klemme 4 an der Zündkerze angeschlossen. Sollte zusätzlich eine Klemme 4b vorhanden sein, so wird dieser Anschluss zur Überwachung von Zündaussetzern genutzt. Die Ansteuerung erfolgt in einer vom Steuergerät festgelegten Reihenfolge.
Die Schaltung einer Einzelfunkenspule entspricht der einer herkömmlichen Zündspule. Zusätzlich wird im Sekundärstromkreis eine Hochspannungsdiode zur Unterdrückung des sogenannten Schließfunkens eingesetzt. Der beim Einschalten der Primärwicklung durch die Selbstinduktion in der Sekundärwicklung entstehende unerwünschte Funke wird durch diese Diode unterdrückt. Das ist möglich, da die Sekundärspannung des Schließfunken eine entgegengesetzte Polarität wie der Zündfunken hat. In diese Richtung sperrt die Diode.
Bei Einzelfunkenspulen wird der zweite Ausgang der Sekundärwicklung über die Klemme 4b auf Masse gelegt. Für die Zündüberwachung wird in die Masseleitung ein Messwiderstand eingebaut, der den Spannungsabfall, den der Zündstrom während des Funkenüberschlags erzeugt, für das Steuergerät als Messgröße darstellt.
Für die Prüfung der Zündspule gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:
Widerstandwerte der Spulen mit dem Ohmmeter prüfen.
Je nach Zündanlage und Bauform der Zündspule gelten folgende Richtwerte: (Herstellerangaben beachten)
Zylinderzündspule (Transistorzündanlage)
Primär: 0,5 Ω–2,0 Ω / Sekundär: 8,0 kΩ–19,0 kΩ
Zylinderzündspule (Elektronische Zündanlage mit Kennfeldzündung)
Primär: 0,5 Ω–2,0 Ω / Sekundär: 8,0 kΩ–19,0 kΩ
Einzelfunken- oder Doppelfunkenspule (Vollelektronische Zündanlage)
Primär: 0,3 Ω–1,0 Ω / Sekundär: 8,0 kΩ–15,0 kΩ
Folgende Prüfungen können angewandt werden:
Sichtprüfung
Elektrische Prüfung mit dem Multimeter oder Oszilloskop
Prüfung mit dem Diagnosegerät
Bei allen Prüfarbeiten an der Zündanlage darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Fehler, die während einer Prüfung mit dem Oszilloskop festgestellt werden, nicht nur auf ein Problem mit der Elektronik zurückzuführen sind, sondern auch im mechanischen Bereich des Motors ihre Ursache haben können. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn bei einem Zylinder die Kompression zu niedrig ist und dadurch die angezeigte Zündspannung auf dem Oszilloskop nicht so hoch ist, wie bei den anderen Zylindern.
Obwohl bei heutigen Fahrzeugen „Diagnosefähige Motormanagement Systeme“ verbaut sind, ist der Einsatz von Multimeter oder Oszilloskop bei der Überprüfung von Zündanlagen erforderlich. Um die angezeigten Messergebnisse bzw. Bilder richtig zu interpretieren, ist meistens eine zusätzliche Schulung der Mitarbeiter notwendig. Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Diagnose ist eine sorgfältige Sichtprüfung am Beginn der Fehlersuche.
An dem nachfolgenden Beispiel „Verbrennungsaussetzer“ möchten wir Ihnen die Diagnose einer Doppelfunkenspule darstellen.
Fahrzeug: Alfa Romeo 147 1.6 TS mit Doppelzündung
Jeder Zylinder verfügt über eine Haupt- und eine Nebenkerze. Die Ansteuerung der Zündspulen erfolgt durch die im Motorsteuergerät integrierten Zündendstufen. Der Reparaturablauf wird beispielhaft mit einem Mega Macs Diagnosegerät dargestellt. Schematische Darstellungen, Bilder und Beschreibungen dienen nur zur Erklärung des Dokumenteninhaltes und können nicht als Grundlage für Einbau und Reparatur verwendet werden.
Diagnosebedingung: Motormechanik, Batterie, Startanlage und Kraftstoffsystem in Ordnung.
Fehler: Motorüberwachungssystem.
Diagnosegerät an den 16-poligen OBD-Stecker anschließen. Je nach Fahrzeughersteller und Zulassungszeitpunkt des Fahrzeuges, kann es möglich sein, dass eine andere Diagnosesteckdose und ein zusätzlicher Adapter verwendet werden muss.
Folgende Anwendungen am Diagnosegerät durchführen:
Um die Kommunikation mit dem Steuergerät aufzubauen, wird neben dem korrekten Anschlussstecker auch eine ausreichende Batteriespannung benötigt. Eine unzureichende Versorgungsspannung des Steuergerätes könnte ein Hinweis auf einen Mangel an der Verkabelung oder einen Defekt der Fahrzeugbatterie sein.
Hier wurde der Fehler PO303 abgespeichert.
Hier werden zusätzlich Hinweise auf eine mögliche Fehlerursache
abgespeichert
Hinweis:
Werden mehrere Fehlercodes angezeigt, zunächst den Fehler löschen. Anschließend mit angeschlossenem Diagnosegerät eine Probefahrt durchführen. Parameter beobachten und Fehlerspeicher auslesen.
Vorbereitungen für die Diagnose am Motor
Bevor man mit der eigentlichen Diagnose beginnt, sollte man, soweit einsehbar, den Motorkabelbaum und die Steckverbinden auf Beschädigungen überprüfen. Knickstellen, eine fehlende Zugentlastung oder der sogenannte „Marderbiss“ am Kabelbaum könnten hier eine mögliche Ursache sein.
Zündung einschalten. Hier sollte eine Spannung von mehr als 10,5 Volt gemessen werden. Gemessener Wert: 11.93 Volt. Messung in Ordnung.
Hier sollte auf dem Oszilloskop deutlich ein Signal zu erkennen
sein. In diesem Beispiel ist die Messung erfolgreich.
Um Beschädigungen des Kerzensteckers zu vermeiden, sind
Drehbewegungen der Zündspule unbedingt zu vermeiden.
Ausgebaute Zündspule mit dem Multimeter überprüfen. Zur Messung der Primärwicklung ein Ohmmeter direkt an dem Komponentenstecker PIN 1 und PIN 2 anschließen.
Zur Messung der Sekundärspule Prüfspitzen direkt an den
Hochspannungsausgängen der Zündspule messen.
Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang immer die
Angaben des Fahrzeugherstellers.
Hier ist auf richtigen Sitz des Kerzensteckers und des Hochspannungskabels für die zweite Kerze zu achten. Zündspule mit den Befestigungsschrauben befestigen. Anschließend alle Steckverbindungen der Zündspule und die Stecker der Einspritzventile aufstecken.
Durch die Diagnosearbeiten wurden vom Steuergerät zusätzliche Fehler erkannt und müssen vor der Probefahrt gelöscht werden.
Probefahrt mit angeschlossenem Diagnosegerät durchführen. Anschließend den Fehlerspeicher erneut auslesen.
Bitte beachten Sie bei allen Prüf- und Diagnosearbeiten nach Möglichkeit immer die Angaben des Fahrzeugherstellers. Hier kann es je nach Hersteller zusätzliche fahrzeugspezifische Prüfmethoden geben, die berücksichtigt werden müssen.
Das Arbeiten an elektronischen Zündanlagen kann bei Kontakt der spannungsführenden Komponenten für den Menschen zu lebensgefährlichen Verletzungen führen. Dies gilt nicht nur für den hochspannungsführenden Sekundärbereich, sondern auch für den Primärstromkreis. Prüf- und Reparaturarbeiten sollten deshalb nur vom geschulten Fachpersonal durchgeführt werden.
Beachten Sie bitte folgende Sicherheitsmaßnahmen:
Gar nicht hilfreich
Sehr hilfreich