Kontaktloser Türöffner: Wie moderne Funkschlüsselsysteme funktionieren

01-10-2020

Was war das für eine Erleichterung, als ihr in den 1970er-Jahren erstmals mittels Infrarot-Fernbedienung halbwegs zuverlässig und ohne nennenswerte Störeinflüsse den Fernsehsender am TV-Gerät wechseln konntet. Das lästige Aufstehen entfiel, das „Zapping“ war quasi erfunden. Konnte diese Technik nicht auch für das berührungslose Öffnen und Schließen von Schlössern an Fahrzeugtüren verwendet werden? Tatsächlich ärgerten sich damals immer mehr Fahrzeuglenker über abgebrochene Autoschlüssel, verkratzte Türgriffmulden oder eingefrorene Türschlösser. Zudem waren meist unterschiedliche Schlüssel notwendig, um das Türschloss, das Heckklappenschloss, das Zünd-/Anlasserschloss, den Tankdeckel oder das Handschuhfach zu öffnen. Kombinationsschlüssel setzten sich erst mit der Zeit durch.

IR-Schlüssel: Tür öffnen mit einem „Klick-Klack“

Ende der 80er-Jahre kamen dann tatsächlich die ersten Fahrzeugschlüssel mit Infrarot(IR)-Fernbedienung für Serien-Pkw der Oberklasse auf den Markt. Die damals Schritt für Schritt eingeführte Zentralverriegelung konnte so auch berührungsfrei betätigt werden. Ein klassischer Schlüssel, meist zum Ausklappen, war jedoch ebenfalls Bestandteil der „Fahrberechtigungseinheit“, denn die Batterie(n) des IR-Schlüssels hielt meist nicht sehr lange. Außerdem musste sich das Fahrzeug auch über das „Zündschloss“ starten lassen, hier änderte sich also erstmal nichts. Ausnahmen waren mitunter IR-Varianten, die eine funktionierende Senderbatterie zur Startberechtigung voraussetzten. Wie cool aber war es, seinen Freunden die „Fernbedienung“ vorzuführen – wie von Geisterhand öffneten sich mit einem „Klick-Klack“ die Türschlösser.

Funkschlüssel senden codiertes Signal

Anfang der Neunziger ersetzten erste Funkschlüssel die weniger zuverlässige Infrarot-Technologie. Auch sie besaßen einen Schlüsselbart, sprich einen klassischen (Klapp-)Schlüssel. Später kamen auch die ersten bartlosen Funkschlüssel mit elektronischem Zündschloss auf den Markt, die anstatt in ein klassisches Zündschloss, in einen entsprechenden Sockel gesteckt wurden. Zum Start drückte man den „Schlüssel“ einfach ein.

 

Funkschlüssel sind bis heute gängige Technik, sie wurden im Funktionsumfang immer weiterentwickelt. Sie senden mit einer Frequenz von 433 beziehungsweise 434 MHz (Europa) ein verschlüsseltes Signal an das Komfortsteuergerät, welches beispielsweise die Fahrzeugtüren ansteuert. Nach Betätigung der entsprechenden Taste am Schlüssel öffnen oder schließen sich mittels Elektrosteller die Türschlösser. Zusätzlich wird die Wegfahrsperre, die ab 1998 für alle neu zugelassenen Fahrzeuge Pflicht war, mittels Transponder im Schlüssel sowie individueller Codierung beim Startvorgang deaktiviert – der Motor lässt sich über das Zündschloss starten.

Der gute, alte Autoschlüssel hat ausgedient. Längst wurde er durch moderne Funkschlüssel ersetzt. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

Smarte Kfz-Keys sind mehr als nur ein Türöffner

Moderne Funkschlüsselsysteme können mehr als nur die Fahrzeug- oder Schiebetüren, die Heckklappe oder den Tankdeckel öffnen oder schließen. Beispielsweise klappen die Rückspiegel beim Öffnen des Fahrzeugs automatisch aus, Lichtelemente werden aktiviert, um die Sicherheit zu erhöhen, die Wegfahrsperre und Alarmanlage wird deaktiviert. Zusätzlich schließen beim Absperren sämtliche Fenster oder öffnen sich auf Wunsch beim Aufsperren. Hilfreich sind auch akustische und optische Signale beim Öffnen des Fahrzeugs, speziell wenn ihr im Parkhaus auf der Suche nach eurem Wagen seid. Die Reichweite moderner Funkschlüssel beträgt rund einhundert Meter. Integriert ist ein mechanischer Klappschlüssel, mit dem sich die Fahrertür manuell öffnen und der Motor über das Zündschloss starten lässt.

Schlüssellos starten ist heute Standard

Das erste, sogenannte „Keyless-Go“-System ging 1998 in der Mercedes S-Klasse (W220) in Serie. Mittels Fernbedienung im Scheckkartenformat ließ sich das Fahrzeug öffnen, und, das war neu, auch ohne mechanischen Zündschlüssel über einen Startknopf starten. Voraussetzung war, dass sich dabei die Karte im Fahrzeuginnenraum befand. Später wurde – je nach Fahrzeughersteller – die Keyless-Go-Funktion in den gewohnten Funkschlüssel inklusive Tasten, der auch über einen manuellen Notschlüssel verfügte, integriert. Auch hier genügte das reine Mitführen des Schlüssels im Fahrzeuginnenraum um das Fahrzeug über einen Startknopf zu starten. Voraussetzung ist, dass das Komfortsteuergerät den individuell codierten Schlüssel im Fahrzeug erkennt. Möglich machen dies Antennen im Innenraum des Fahrzeugs. Heute gehört das „schlüssellose“ Starten zum Standard, zumindest ab der gehobenen Mittelklasse. HELLA gehört zu den Marktführern im Bereich individueller Schlüsselsysteme und beliefert zahlreiche namhafte Automobilhersteller.

Die nächste Entwicklungsstufe: Passive Entry/Go

Eine Weiterentwicklung des Funkschlüssels mit aktiver Auslösung von Komfortfunktionen mittels Tasten ist das passive Entry/Go-System von HELLA. Ein Mitführen des Schlüssels, beispielsweise in der Hosentasche, reicht aus. Nähert sich der/die Fahrzeugbesitzer(in) dem Auto auf rund zwei Meter sorgt ein ID-Geber (ein um das passive Funktionsspektrum erweiterter Funkschlüssel) dafür, dass sich das Fahrzeug über den Türgriff öffnen lässt. Vorher erfolgt eine entsprechende Prüfung, ob der ID-Geber überhaupt über eine Zugriffsberechtigung verfügt. Auch die Verriegelung funktioniert passiv, über eine Sensorfläche am Türgriff (Türgriff-Elektronikmodul). Der ID-Geber kommuniziert bidirektional via Funk mit dem Komfortsteuergerät und ermöglicht noch zahlreiche weitere Funktionen. So können beispielsweise in jedem einzelnen Schlüssel, der einer Person zugeordnet ist, verschiedene Parameter hinterlegt sein, wie die Lenkradstellung, die Sitzhöhe oder die Sitzposition. Die Memory-Funktion kann noch auf andere, individuelle Fahrzeugparameter ausgeweitet werden. Der Motorstart erfolgt ebenfalls über einen Startbutton, der ID-Geber muss sich dabei im Fahrzeuginnenraum befinden. Natürlich ist der Funkschlüssel (ID-Geber) auch mit entsprechenden Tasten zur aktiven Ansteuerung des Türschlosses oder der Heckklappe oder – je nach Fahrzeughersteller – sogar zum Starten des Motors versehen.

Funkschlüssel als Designelemente

Im Übrigen: Was gerne vergessen wird … Funkschlüssel sind auch Designelemente. Sie kommen oft in edler Chrom- und Lederausführung daher. Sie sind also durchaus auch ein prestigeträchtiges Accessoire, welches gerne auch mal auf dem Restauranttisch ablegt wird. Funkschlüssel mit kleinen Displays sind bereits bei Oberklassefahrzeugen in Serie zu finden und machen zusätzlich Eindruck. Naheliegend ist, dass in Zukunft sogar das Smartphone den Autoschlüssel ersetzt.

Mehr Infos zum passiven Entry/Go-System von HELLA

Mehr zum Thema des passiven Entry/Go-Systems von HELLA, zum Türgriff-Elektronikmodul sowie zur ausgeklügelten Antennentechnik Innen und Außen erfahrt ihr hier.

 

Georg Blenk, Krafthand Medien