Schon mal etwas vom „Human Power Hybrid“ gehört? Nein? Wir auch nicht. Doch auf ein einzigartiges Elektrofahrzeug-Konzept aus der Schweiz trifft der Begriff 100%-ig zu. Das sogenannte „TWIKE 5“ hat nämlich Pedale zur optionalen Muskelkraftunterstützung des Elektromotors an Bord.
Ungewöhnliches Konzept, ungewöhnliche Optik
So ungewöhnlich das Konzept, so außergewöhnlich ist auch die Optik des dreirädrigen Elektrofahrzeugs: Das TWIKE 5 erinnert an eine Mischung aus Liege-Rad und einem Automobil aus der fernen Zukunft und darf deshalb wohl als durchaus spektakulär bezeichnet werden.
Die Zahlen, die der Hersteller kommuniziert, sind erstaunlich: Das Elektrofahrzeug mit drei Rädern soll bis zu 190 km/h schaffen und mit dem größten Akku, einem 30 kWh-Batteriespeicher, auf eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern kommen. Aktuell fehlen zwar noch ein paar Euro bei der Finanzierung, aber wenn alles klappt, soll die Serienproduktion der vorerst auf 500 Stück limitierten Kleinserie des Liege-Fahrrades mit Elektrounterstützung noch im Frühjahr 2020 starten.
Fortsetzung einer Erfolgsstory
Das TWIKE 5 soll an den Erfolg des TWIKE 3, das bereits seit 1995 am Markt ist, nahtlos anknüpfen. Dass das durchaus gelingen kann, zeigen die fast 700 Reservierungen, die bislang für das Elektrofahrzeug mit drei Rädern eingegangen sind, sowie dass man kurz vor dem Finanzierungsziel von zwei Millionen Euro steht.
Verantwortlich für das TWIKE 5 ist die Firma FINE Mobile GmbH aus Rosenthal, die 2002 die Rechte für das ursprünglich in der Schweiz entwickelte Liege-Fahrrad mit E-Motor erworben hatte. Damals, wie heute, versteckt sich hinter der Bezeichnung ein Mix aus Bike und Twin, also ein überdachtes Fahrrad, das von zwei Personen gleichzeitig genutzt werden kann.
Aufladen durch Muskelkraft
Ein Tritt in die Pedalen, die auf der Fahrerseite serienmäßig vorhanden sind und für die Beifahrerseite optional bestellt werden können, trägt nicht nur zur eigenen Fitness bei. Die durch reine Muskelkraft erzeugte Energie lädt auch noch den Akku. Apropos: Mit Akku soll das Elektro-Dreirad 500 Kilogramm auf die Waage bringen (ohne Akku: 380 kg). Als Zuladung sind dann noch einmal 250 Kilo extra erlaubt. In das Gepäckfach im Heck passen 300 Liter und es soll sogar Platz für ein paar Ski geben. Ein Lenkrad gibt es im TWIKE 5 nicht. Hier wird mit Hilfe der neuen „Sidesticks“ links und rechts vom Fahrer gelenkt.
Verschiedene Akku-Versionen geplant
Beim Antrieb setzt man auf einen E-Motor, der nominal 15 kW und in der Spitze bis zu 70 kW abgeben wird. Dank dieses Kniffs fällt das Fahrzeug in die europäische Zulassungskategorie L5e (ohne Leistungsbeschränkung) und für das Fahren reicht ein einfacher Moped-Führerschein der Klasse A1. In Planung sind vier Akku-Versionen. In der Basisversion wird ein 15 kWh-Stromspeicher verbaut, der eine Geschwindigkeit bis zu 120 km/h ermöglicht und Strom für eine Reichweite zwischen 150 und 250 Kilometern liefert. Die nächstgrößeren Versionen haben eine Speicherkapazität von 20 bzw. 25 kWh, schaffen bis zu 330 bzw. 415 Kilometer und können bis zu 140 bzw. 155 km/h schnell werden. In der rund 50.000 Euro teuren Top-Version ist ein 30 kWh-Akku verbaut, der bis zu 500 Kilometer rein elektrisches Fahrvergnügen ermöglichen soll. Zum Start wird hier die Höchstgeschwindigkeit vorerst auf 165 km/h limitiert sein. Dank eines speziell entwickelten Fahrwerks und einer verbesserten Aerodynamik sollen aber später, wenn der Fahrer eine entsprechende Fahrpraxis und Fahrsicherheit nachweisen kann, bis zu 190 km/h freigeschaltet werden können. Beim gegenüber dem Vorgängermodell gesenkten Stromverbrauch gibt der Hersteller 8 kWh je 100 km an. Gemäß dem für herkömmliche PKW gültigen WLTP-Zyklus sind es sogar nur etwa 6,5 kWh je 100 km.
Bildquelle: twike_manufacturer / Flickr