Hydraulische Lenkungspumpe: Funktion und Reparaturhinweise

Sie erzeugt den von der Servolenkung benötigten hydraulischen Druck, um das Fahrzeug im Fahrbetrieb leichter und komfortabler lenken zu können. Bei laufendem Motor und Lenkradstellung „geradeaus“ fördert die Pumpe das Hydrauliköl ständig durch die Lenkung und wieder zurück in den Ausgleichsbehälter.

Wichtiger Sicherheitshinweis

Die nachfolgenden technischen Informationen und Tipps für die Praxis wurden von HELLA erstellt, um Kfz-Werkstätten in ihrer Arbeit professionell zu unterstützen. Die hier auf dieser Webseite bereitgestellten Informationen sollen nur von einschlägig ausgebildetem Fachpersonal genutzt werden.  
Inhaltsverzeichnis
1. Wissenswertes

Aufbau und Funktion

Die mechanisch hydraulische Lenkungspumpe ( Bild 1 ) auch als Servopumpe, Lenkhilfpumpe oder Hydropumpe bezeichnet, wird über einen Keilriemen vom Fahrzeugmotor angetrieben. Sie erzeugt den von der Servolenkung benötigten hydraulischen Druck, um das Fahrzeug im Fahrbetrieb leichter und komfortabler lenken zu können. Bei laufendem Motor und Lenkradstellung „geradeaus“ fördert die Pumpe das Hydrauliköl ständig durch die Lenkung und wieder zurück in den Ausgleichsbehälter. Wird eine Lenkbewegung ausgeführt wird der Volumenstrom in den Arbeitsbereich der Servolenkung umgeleitet und Druck im System aufgebaut. Bei vollem Lenkanschlag wird der Rücklauf blockiert und der maximale Systemdruck für die Lenkunterstützung erzielt. Vom Fahrer wird diese Lenkunterstützung in einigen Fällen auch durch ein Pfeifen beim Rangieren wahrgenommen.

Die Funktionsweise der Lenkungspumpe basiert auf dem Drehschieberverdichtungsprinzip. Die Drehschieberpumpe auch als Flügelzellenpumpe ( Bild 2 ) bezeichnet ist eine Verdrängerpumpe, die für Saug- und Druckaufgaben ausgelegt ist. In der Pumpe befindet sich ein zur Pumpenkammer außermittig angeordneter Rotor. In diesem Rotor können ein oder mehrere bewegliche Schieber (Flügel) eingearbeitet sein. Durch den Riementrieb werden die Pumpenwelle und damit der Rotor in eine Drehbewegung versetzt. Die beweglichen Schieber werden durch die Fliehkraft und den aufbauenden Druck an die Innenwand der Pumpenkammer gepresst und dichten die Zellen ab. Dabei wird das Hydrauliköl in den von der Gehäusewand und von je zwei Schiebern gebildeten Zellen von der Saugseite auf die Druckseite verdrängt. Diese Veränderung des Zellenvolumens bewirkt einen Saugdruck mit dem Effekt, dass Öl vom Ausgleichbehälter über das hydraulische Leitungssystem der Hydraulischen Lenkung durch die Servopumpe angesaugt wird. Der Volumenstrom der Pumpe steigt proportional mit der Motordrehzahl. Zur Reduktion der Lenkkraftunterstützung bei höheren Fahrgeschwindigkeiten bzw. Pumpendrehzahlen wird der Volumenstrom über ein Förderstrombegrenzungsventil abgeregelt.

Einbauposition im Fahrzeug
Die Einbauposition der Lenkungspumpe ( Bild 3 ) ist in den meisten Fällen direkt seitlich am Motor. Je nach Antriebsriemenkonzept wird die Pumpe mechanisch mit einem separaten Keilriemen oder über den Aggregateriemen angetrieben.

2. Diagnose

Ausfallursachen und Symptome

Ein Mangel an der hydraulischen Pumpe kann sich wie folgt darstellen:

  • Schwergängige Lenkung  
  • Schleifende, mahlende oder quietschende Pumpengeräusche
  • Ölaustritt am Pumpengehäuse
  • Schaumbildung im Ausgleichsbehälter

Folgende Ursachen können für einen Mangel an der Pumpe verantwortlich sein:

  • Äußere mechanische Beschädigungen am Antrieb oder Gehäuse
  • Innere Beschädigungen durch Verunreinigungen oder metallischen Abrieb im Lenkungssystem
  • Unzureichende Schmierung durch Undichtigkeiten im Lenksystem - Pumpe ist trocken gelaufen 
  • Thermische Überlastung durch zu altes oder nicht geeignetes Hydrauliköl
3. Werkstatt-Tipps

Prüfung und Reparatur

Im Rahmen der Fehlersuche sollte bei mechanisch angetriebenen Lenkungspumpen zuerst ein Blick auf den Keilriemen geworfen werden. Ein defekter oder unzureichend gespannter Keilriemen kann in vielen Fällen schon die Ursache für eine fehlerhafte Lenkkraftunterstützung sein. Anschließend sollte das Hydrauliköl auf Füllstand und Zustand geprüft und falls erforderlich nach Herstellerangabe aufgefüllt oder erneuert werden. Auch die Farbe des Servoöls kann einige Hinweise geben. Je nach Vorgabe des Fahrzeugherstellers sollte das Öl bernsteinfarben oder rötlich/pinkfarben aussehen. Eine bräunliche oder bereits schwarze Färbung weist auf eine starke Verunreinigung durch Abrieb im Lenksystem hin. In diesem Fall ist das System zu prüfen und die beschädigen Komponenten auszutauschen.

Reparturhinweise

Sollte die Servolenkungspumpe im Rahmen der Reparatur erneuert werden, beachten Sie folgende Reparaturhinweise:

  • Bedingt durch den Eingriff in das Lenksystem darf die Pumpe nur von geschultem Fachpersonal ausgetauscht werden. 
  • Das hydraulische Lenksystem muss vor dem Einbau der Pumpe auf Verunreinigungen geprüft und falls erforderlich gespült und gereinigt werden!
  • Nach dem Einbau der Pumpe muss das hydraulische Lenksystem neu befüllt, entlüftet und auf Dichtigkeit geprüft werden! Benutzen Sie dazu nur neue vom Fahrzeughersteller vorgeschriebene Servolenkungsöle.

Durch ihren Einsatz im Lenksystem gehört die Lenkungspumpe zu den sicherheitsrelevanten Bauteilen. Eine unsachgemäß durchgeführte Reparatur kann zum Systemausfall und zu Personenschäden führen!

  • Bitte beachten Sie bei allen Reparaturen an der hydraulischen Lenkung die Sicherheitshinweise und Reparaturanweisungen des jeweiligen Fahrzeugherstellers!
  • Falls erforderlich, verwenden Sie die vom Fahrzeughersteller vorgeschriebenen Werkzeuge

Aus- und Einbauhinweise

Im Falle einer Reparatur empfehlen wir folgende allgemeine Vorgehensweise:

Ausbauhinweise

  1. Aus dem Vorratsbehälter das Servolenkungs-Öl absaugen und fachgerecht entsorgen.
  2. Antriebsriemen von der Riemenscheibe der Pumpe abnehmen.
  3. Hydraulische Zufuhr-, und Hochdruckleitung an der Pumpe demontieren. Austretendes Öl auffangen und entsorgen. Demontierte Dichtungen der Anschlussleitungen entsorgen.
  4. Lenkungspumpe ausbauen dazu Befestigungsschrauben der Pumpe lösen und herausdrehen.
  5. Hydraulische Leitungen auf Zustand und Beschädigungen überprüfen und falls erforderlich ersetzen.
  6. Das hydraulische Lenksystem muss vor dem Einbau der Pumpe auf Verunreinigungen geprüft und falls erforderlich gespült und gereinigt werden! Systemfilter erneuern.

    Bevor die neue Pumpe eingebaut wird, sollten alte und neue Pumpe verglichen werden. Falls erforderlich sind notwendige Bauteile, wie zum Beispiel die Riemenscheibe, von der alten auf die neue Pumpe umzubauen.

    Der Einbau der neuen Pumpe erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.

    Einbauhinweise

    1. Reinigen Sie die Flanschfläche der Pumpe sowie die Montagefläche am Motor.
    2. Hydraulische Lenkungspumpe gemäß den Reparaturanweisungen des Fahrzeugherstellers einbauen. Anzugsdrehmomente der Schrauben beachten!
    3. Entfernen Sie alle Ölstopfen und reinigen Sie die Oberflächen im Bereich der Anschlussstellen der hydraulischen Leitungen mit einem geeigneten Reinigungsmittel.
    4. Hydraulische Leitungen an der Pumpe anschließen. Verwenden Sie dazu neue Dichtungselemente!
    5. Den Antriebsriemen einbauen und gemäß der Herstellervorgabe spannen.
    6. Den Vorratsbehälter mit neuer, vom Fahrzeughersteller empfohlenen Hydraulikflüssigkeit bis zur Markierung befüllen.
    7. Den Fahrzeugmotor starten und im Leerlauf laufen lassen.
    8. Das Lenkrad langsam, mehrmals vom linken zum rechten Anschlag drehen.
    9. Hydraulikflüssigkeit solange auffüllen bis saubere Flüssigkeit ohne Luftblasen aus der Rücklaufleitung im Vorratsbehälter ankommt.
    10. Überprüfen Sie den Ölstand im Vorratsbehälter auf Übereinstimmung mit der Markierungslinie und setzen Sie schließend den Verschlussdeckel auf.
    11. Probefahrt durchführen und Lenksystem auf einwandfreie Funktion prüfen.

    Nach dem Einbau der Pumpe muss das hydraulische Lenksystem neu befüllt, entlüftet und auf Dichtigkeit geprüft werden! Benutzen Sie dazu nur neue vom Fahrzeughersteller vorgeschriebene Servolenkungsöle!

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