Feuchtigkeit im Scheinwerfer und Leuchten

Von innen beschlagene Scheinwerfer und Fahrzeugleuchten werden von Autofahrern meistens als Mangel empfunden. In einigen Fällen ist dieses Phänomen jedoch physikalisch bedingt. Auf dieser Seite finden Sie die Erklärung dafür. Außerdem erfahren Sie hier, was zu tun ist, wenn sich Wasser im Scheinwerfer oder in einer Fahrzeugleuchte ansammelt. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Erneuern defekter Leuchten bietet außerdem wertvolle Praxis-Tipps.

Wichtiger Sicherheitshinweis

Die nachfolgenden technischen Informationen und Tipps für die Praxis wurden von HELLA erstellt, um Kfz-Werkstätten in ihrer Arbeit professionell zu unterstützen. Die hier auf dieser Webseite bereitgestellten Informationen sollen nur von einschlägig ausgebildetem Fachpersonal genutzt werden.  
1. Grundlagen

Einfluss von Feuchtigkeit auf Lichttechnische Systeme

Wenn Feuchtigkeit in ein Lichtsystem eindringt, stellt die vom Autofahrer wahrgenommene Beeinträchtigung der Lichtverteilung bzw. Lichtleistung, nur die offensichtliche Auswirkung dar. Die durch Feuchtigkeit bedingte Korrosion ist in vielen Fällen ein weitaus ernstzunehmenderes Problem. Während eine übermäßige Betauung von Scheinwerfern und Leuchten schnell zu erkennen ist, arbeitet die Korrosion im Verborgenen. Erst bei der Diagnose, z.B. beim Ausfall einer Lichtfunktion, kommt das ganze Ausmaß des ,,Zerfalls’’ zum Vorschein. Korrodierte Steckerverbindungen, wegoxidierte Crimpkontakte und völlig marode Lampenträger sind nur einige Beispiele. Im Vergleich zu Nkw und Pkw ist bei Wohnmobilen und Wohnwagen dieses Thema noch präsenter. Hier kann eindringende Feuchtigkeit nicht nur der Leuchte und deren Verkabelung schaden, sondern sich auch in der Dämmung des Aufbaus ausbreiten, was eine mögliche Schimmelbildung zur Folge haben kann.

Am Beispiel diverser Leuchten an einem Wohnmobil soll auf die wesentlichen Punkte einer fachgerechten Reparatur eingegangen werden.

Vorab ein paar physikalische Gesetzmäßigkeiten in Bezug auf Feuchtigkeit in Lichtsystemen. Diese können im Kundengespräch als Informationsgrundlage dienen.

Betauung von Leuchten

Wird der oben genannte Sachverhalt beanstandet, so muss es sich hier nicht zwingend um einen Fehler handeln. Bei einem Beschlag der Abschlussscheibe sollte die lichttechnische Austrittsfläche bei eingeschalteter Glühlampe innerhalb eines bestimmten Zeitraums abgetrocknet sein. Dieser Vorgang kann aber aufgrund von Umgebungstemperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit zeitlich variieren. Dieser Vorgang ist nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten normal und aus technischer Sicht unbedenklich, da der Reflektor gegen die Einflüsse der Betauungft geschützt ist.

Durch das Einschalten der Glühlampe erwärmt sich die Luft im Inneren der Leuchte. Durch die Heckleuchtenbelüftung wird die sich ausdehnende, erwärmte und trockene Luft aus dem Heckleuchtengehäuse verdrängt. Nach dem Ausschalten der Glühlampe kühlt die Luft in der Heckleuchte langsam wieder ab. Dadurch wird die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft von außen in den Innenraum der Leuchte ,,gesaugt’’. Durch diesen Umstand kann es bei hoher Luftfeuchtigkeit und höheren Temperaturdifferenzen im inneren der Leuchte zur Kondensation an der Innenseite der Abschlussscheibe kommen. Gerade in kalten Jahreszeiten und bei feuchter Witterung taucht dieser Umstand vermehrt auf. Ist die Betauung allerdings so stark, dass sich Wassertropfen an der Abschlussscheibe bilden (s. Bild 1) oder sogar eine Wasseransammlung im unteren Bereich der Leuchte zu sehen ist (s. Bild 2), sollte die Dichtung auf Beschädigungen überprüft und ggf. erneuert werden.

Ebenfalls sollte eine eventuelle ,,Verstopfung’’ der Belüftungsöffnungen der Leuchte kontrolliert werden. Als Trocknungsmaßnahme kann die Leuchte mit ölfreier Druckluftft ausgeblasen werden. Sammelt sich aber anschließend immer noch Wasser in der Leuchte, muss diese erneuert werden.

Kapillarwirkung

Ein eher unbekanntes Thema ist die Kapillarwirkung bei Leuchten. Dieses Phänomen ist oftmals dafür verantwortlich, dass Wasser in eine Leuchte eindringt und sich ansammelt. Kapillarwirkung beschreibt die Eigenschaft von Flüssigkeiten, sich in engen Röhren oder Rissen unterschiedlich stark auszubreiten.

Bei einem elektrischen Kabel besteht die Kapillarwirkung darin, dass sich Wassermoleküle und Moleküle der Kabelummantelung anziehen. Umso enger ein Kapillar (Kapillar = enger Hohlraum) ist, desto stärker diese Anziehung. Damit die Kapillarwirkung zum Tragen kommt, muss Wasser in das Kabel gelangen. Die Ursache dafür liegt häufig an einer nicht wasserdichten Steckerverbindung. Einfache Flachstecker, Einschneidverbinder (Stromdiebe) etc. bieten dem Kabel keinen ausreichenden Schutz vor Feuchtigkeit. So kann Wasser über den schlecht oder unisolierten Kabelbereich unter die Kabelummantelung (Isolierung) in das Kabel eindringen (s. Bild 3).

Durch die Kapillarwirkung im Kabel gelangt die Feuchtigkeit zwischen Kupferlitzen und Kabelummantelung bis in die Leuchte hinein.

Daher sollten immer wasserdichte Stecker und Kabelverbindungen, wie z.B. die Superseal Stecker (s. Bild 4), genutzt werden.

2. Fehlersuche

Fehlersuche an betauten Lichtsystemen

Beanstandet ein Autofahrer eine starke Betauung an der Beleuchtungseinrichtung seines Fahrzeuges, kann dieses verschiedene Ursachen haben. Zur schnellen und sicheren Fehlererkennung ist eine systematische Vorgehensweise daher unerlässlich. Der Fehlersuchbaum (s. Grafik) zeigt die wesentlichen Prüfschritte auf.

Feuchtigkeit im Scheinwerfer: Fehlersuche
3. Anleitung

Reparatur des Bremslichts

Der Ausfall einer Lichtfunktion ist oftmals der Grund für einen Werkstattbesuch.

Im hier beschriebenen Fall ist das linke Bremslicht und eine Seitenmarkierungsleuchte ausgefallen. Bei der Demontage der Leuchten wird die Ursache dafür offensichtlich. Die Rückleuchte besitzt keine Abdichtung zum Kunststoff-Aufbau, so dass Schmutz und Wasser ungehindert in die Leuchte eindringen können (s. Bild 5 und 6). Der Lampenträger, die Lampenfassungen, sowie die Crimpkontakte sind so stark korrodiert, dass diese komplett erneuert werden müssen. Des Weiteren ist auch die Kabelführung in den Aufbau hinein nicht abgedichtet, so dass auch dort der Wassereintritt deutliche Spuren hinterlassen hat.

Für fachgerechte Reparaturen ist daher ein gewisses Sortiment an Installationsmaterial von Nöten. In Bild 7 sehen Sie eine Auswahl.

1

Korrodierte Crimpkontakte von den Kabeln abkneifen

Korrodierte Crimpkontakte von den Kabeln abkneifen und den Lampenträger von der Leuchte demontieren.

2

Kabel zusammenlegen

Einen geeigneten Schrumpfschlauch (Durchmesser beachten) im Bereich der Kabeldurchführung über die Kabel ziehen und mit einem Heißluftfön erwärmen bis er eng an den Kabeln anliegt.

3

Passenden Stopfen auswählen und in der Mitte ein Loch einbringen

Bei diversen Caravan und Wohnmobilherstellern wird mittels Bohrung eine Kabeldurchführung geschaffen. Sollte diese nicht abgedichtet sein, eignen sich Gummistopfen dafür. Diese werden in verschiedenen Größen in Sortimentskästen angeboten und sind vielseitig einsetzbar. Passenden Stopfen auswählen und in der Mitte ein Loch einbringen. Der Durchmesser sollte etwas kleiner sein als der Durchmesser vom Kabel mit Schrumpfschlauch. So ist sichergestellt, dass nach der Montage kein Wasser zwischen Schrumpfschlauch und Stopfen in den Innenraum gelangen kann.

4

Kabelenden abisolieren

Kabelenden auf ca. 10 mm abisolieren und mit Crimpkontakten, z.B. HELLA Nr. 8KW 732 567-003 versehen. Die Schrumpfhülsen der Crimpkontakte anschließend mit einem Heißluftfön erwärmen bis sie eng am Kabel anliegen.

5

Moosgummistreifen auf die Anlagefläche kleben

Damit Wasser und Schmutz nicht weiter wie bisher hinter die Leuchte gelangen können, empfiehlt sich der Einsatz von dünnen Moosgummistreifen. Diese gibt es in verschiedensten Ausführungen hinsichtlich Stärke und Breite. Wichtig ist, dass sie auf einer Seite mit einer Klebeschicht versehen sind. Die Moosgummistreifen rundum auf die Anlagefläche der Leuchte kleben. Nur an der Unterkante sollte ein ca. 1 cm langes Stück frei bleiben, damit Kondenswasser etc. ablaufen kann.

6

Lampenträger mit Glühlampen bestücken

Den Lampenträger mit Glühlampen bestücken und die Crimpkontakte aufstecken.

7

Verunreinigungen aus der Leuchte blasen

Die Verunreinigungen mit ölfreier Druckluft aus der Leuchte blasen.

8

Lampenträger an der Leuchte montieren

Den Lampenträger an der Leuchte montieren und diese anschließend wieder am Aufbau festschrauben.

4. Anleitung

Reparatur der Seitenmarkierungsleuchte

Bei der Seitenmarkierungsleuchte zeigen sich nach der Demontage die gleichen Probleme. Dort ist in der Vergangenheit Dichtungsmasse großzügig eingesetzt worden,um ein Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern (s. Bild 8). Leider blieb diese Maßnahme ohne Erfolg.

Die Crimpkontakte sind vollkommen oxidiert, was schließlich zum Ausfall der Leuchte geführt hat.

Generell sollten Einbauleuchten mit Glühlampenbestückung niemals mit einer Dichtmasse oder einem Kleber montiert oder abgedichtet werden. Bei einem Glühlampendefekt wäre die Leuchte anschließend nur schwer oder gar nicht mehr zu demontieren. In solchen Fällen hilft dann nur noch die ,,Komplettsanierung’’!

1

Auflagefläche säubern

Auflagefläche mit einem geeigneten Reiniger von der Dichtmasse säubern.

2

Alte Crimpkontakte abkneifen

Die Kabelenden auf ca. 10 mm abisolieren und mit Crimpkontakten, z.B. HELLA Nr. 8KW 732 567-003 versehen. Die Schrumpfhülsen der Crimpkontakte anschließend mit einem Heißluftfön erwärmen, bis diese eng am Kabel anliegen.

3

Kontakte am Lampensockel reinigen ggf. den Lampensockel erneuern

Diese Seitenmarkierungsleuchte besitzt keine Gummidichtung zum Kunststoff -Aufbau. Hier besteht ebenfalls die Gefahr, dass sich Wasser zwischen Aufbau und dem Leuchtengehäuse einen Weg bahnt. Dieser Vorgang wird durch den Fahrtwind noch unterstützt. Bei Einbauleuchten mit einem runden Lampensockel bietet sich daher die Verwendung von O-Ringen als Dichtung an. Falls keine passenden O-Ringe zur Verfügung stehen greifen Sie auf Ihren O-Ring Sortimentkasten für Klimaanlagen zurück. Den O-Ring bis zur Grundplatte der Leuchte schieben.

Achtung! Der O-Ring darf nicht zu dick sein. Nach der Montage sollte die Leuchte bündig am Aufbau anliegen.

4

Crimpkontakte am Lampensockel aufstecken

Crimpkontakte am Lampensockel aufstecken und Leuchte wieder am Aufbau festschrauben.

Fazit

Wenn Leuchtensysteme mit dem richtigen Wissen und Material verbaut oder repariert werden, lassen sich die Auswirkungen von Feuchtigkeit auf ein physikalisch bedingtes Minimum reduzieren. Dieses gilt für die meisten LED-Leuchten, wie auch für Leuchten mit konventioneller Lampenbestückung.

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