Aus Sicht autonomer Fahrzeuge sind die Fahrsituationen auf Autobahnen oder Landstraßen meist klar strukturiert. Ganz anders sieht es im städtischen Raum aus: Baustellen oder Sperrungen einzelner Fahrstreifen erschweren die Orientierung, ebenso wie Falschparker oder Fußgänger auf der Fahrbahn. Je aktueller nun die Navigationsinformationen für autonome Fahrzeuge, desto eher können Gefahrensituationen entschärft werden.
Erfassung des Fahrzeugumfeldes mit der Frontkamera
Als Spezialist für visuelle Sensorsysteme entwickelte HELLA Aglaia im Rahmen von SAFARI eine kamerabasierte Umfelderfassung. Ziel des Arbeitspakets war neben der Selbstlokalisierung des Fahrzeugs die Wahrnehmung und Klassifizierung seiner Umgebung, um diese Informationen für andere Verkehrsteilnehmer in eine dynamische Straßenkarte einzuspeisen. Denn sind Fahrzeuge autonom unterwegs, bietet der Abgleich von Informationen aus Kartenmaterial und bildgebenden Sensoren die Orientierungsgrundlage. Wie auch in bereits serienerprobten Fahrerassistenzsystemen werten dabei zunächst komplexe Algorithmen die Bilder der Frontkamera aus und detektieren unter anderem Fahrzeuge, Personen, Ampeln oder Fahrbahnmarkierungen. Neben diesen für die Fahrmanöver relevanten Informationen wird der per GPS ermittelte eigene Standort innerhalb der Karte durch die Erkennung von ortsgebundenen Orientierungspunkten – beispielsweise Kanaldeckel oder bekannte Straßenschilder – präzisiert.
Entwicklung einer Freiraumerkennung im urbanen Straßenverkehr
Weiterhin erarbeitete HELLA Aglaia für SAFARI eine Freiraumerkennung, die den für Fahrmanöver geeigneten Bereich um das Fahrzeug erfasst und damit Rückschlüsse auf verfügbare Parkplätze, Falschparker oder Baustellen zulässt. Die gesammelten Informationen zu Lokalisierung und Fahrzeugumgebung wurden dabei über eine Funkschnittstelle in Echtzeit an die Kartenverwaltung übertragen. Für die Funktionsprüfung rüsteten die Testingenieure von HELLA Aglaia eigens ein Versuchsfahrzeug mit serienreifer Kameratechnik aus. Auf dem Digitalen Testfeld Stadtverkehr im Berliner Norden standen dafür rund 16 Kilometer Haupt- und Nebenstraßen zur Verfügung. Für eine Projektfortsetzung ist in Planung, die gewonnenen Daten prozessorientiert aufzubereiten. Gebündelte statistische Erkenntnisse könnten beispielsweise in der Stadtplanung Aufschluss über benötigte Parkflächen oder kritische Verkehrsknotenpunkte geben.
Über SAFARI
Das Vorhaben SAFARI wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen der Förderrichtlinie „Automatisiertes und Vernetztes Fahren auf digitalen Testfeldern in Deutschland“ unterstützt. Weitere Informationen zu dem Projekt und den beteiligten Unternehmen stehen online unter www.testfeld-berlin.de zur Verfügung.